Neunzehntes Kapitel: Tumba und Pep stürzen über den Anden ab

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Blick auf Lima

Die Andenkette

Unwetter vorraus!

Der Absturz

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Die Kannibalen von Flug 571

Ein Flugzeug stürzt in den Anden ab, die Suche wird bald eingestellt. Doch ein Teil der Passagiere überlebt monatelang im ewigen Eis des Hochgebirges – dank einer grausigen Entscheidung. Als „Wunder der Anden“ ging das Drama im Jahr 1972 in die Annalen ein.

Flug 571 kämpft am 13. Oktober 1972 zwischen bis zu 6000 Meter hohen Andengipfeln mit Orkanböen und eisigen Schneeschauern. Die Turboprop der uruguayischen Luftwaffe ist auf dem Weg von Monte-video in Uruguay nach Santiago de Chile. An Bord sind 45 Passagiere, Mitglieder, Betreuer und Angehörige der Rugbymannschaft des Old Christian’s Club, die in der chilenischen Metropole ein Freundschafts-spiel absolvieren will und das Flugzeug gechartert hat. Die Crew will umdrehen, zurückfliegen. Das Rugbyteam will über die Anden, unbedingt.

Was dann folgt ist ein menschliches Drama, so grausig wie aus einer griechischen Tragödie.

In 4000 Meter Höhe zerschellt die Fairchild an einem Berghang. Von den Insassen stirbt ein Dutzend schon beim Aufprall. „Ich schaute auf den Boden und sah Leute, die schon tot waren“, erinnert sich ein Über-lebender. „Wir wussten nicht, was von nun an geschehen würde. Wir hatten in einem komfortablen Flugzeug gesessen, waren unbekümmert, und auf einen Schlag waren wir im Schnee, in den Bergen. Du weißt nicht, wo Du bist, auf welcher Höhe; Du zitterst vor Kälte, viele Freunde sind tot.“

„Ich dachte, dass es den Toten besser ging als uns“

Die Absturzstelle liegt in einem Gebiet, in das nie zuvor ein Mensch seinen Fuß gesetzt hat – eine leere, leblose, weiße Hölle. Es herrschen extreme Minusgrade, bis 40 Grad unter Null. Wer verletzt ist, hat keine Chance, fünf weitere Passagiere überstehen die erste Nacht nicht. Die Überlebenden begraben ihre toten Kameraden im ewigen Schnee – und hoffen auf schnelle Rettung für sich selbst.

Doch die Suchflugzeuge der chilenischen Luftrettung können nicht hoch genug aufsteigen, um die abgestürzte Fairchild, die in einem Hochtal liegt, zu entdecken. Acht Tage nachdem die Maschine von den Radarschirmen der Flugüberwachung verschwunden ist, wird die Suche eingestellt. Die Verschollenen hören die Meldung über den Abbruch der Rettungsaktion über ein Transistorradio.

„Ich dachte, dass es den Toten besser ginge als uns“, erinnert sich ein Opfer. „Es sah so aus, als müssten wir alle eine lange Agonie in Kauf nehmen um dann doch alle zu sterben.“ Die ersten Tage ernähren sich die Abgestürzten von etwas Schokolade und Wein, den sie im Gepäck hatten. Dann gehen sie über zu kleinen, genau rationierten Mengen von Zahnpasta. Schließlich trinken sie ihr Rasierwasser………

Nach über 60 Tagen im ewigen Eis der Bergwelt entschließt sich die Gruppe, das Unmögliche zu wagen: Eine Expedition soll sich auf eigene Faust durchschlagen und Hilfe holen – obwohl die Abgestürzten keine Ahnung haben, wo sie sind und wohin sie müssen. Soll der Vortrupp nach Westen oder nach Osten marschieren? Die drei Kräftigsten werden ausgewählt, Strümpfe dienen als Proviantbehälter. Dann geht es los. Als der kleine Trupp in der immer dünner werdenden Luft nach drei Tagen den ersten Höhengrat erreicht, von dem das Trio glaubt, dass er den Blick auf das Tiefland im Westen versperrt, ist die Enttäuschung grenzenlos: soweit das Auge reicht nicht als Eis, Schnee, stürmische Gipfel. Einer von ihnen muss umkehren, damit die anderen mehr Proviant haben. Sollen die beiden anderen es allein wagen? „Roberto sagte mir, es wird sehr schwer. Du weißt, wir werden sterben“, erinnert sich Fernando Parrado später über den Moment auf dem Grat mit seinem Schicksalsgenossen Roberto Canessa. „Ich sagte ihm: Ja, aber wir werden im Gehen sterben. Kommst Du mit? Und er sagte: Wenn du gehst, dann gehe ich auch. Das war der ergreifendste Augenblick meines Lebens.“

Nachdem das Duo sich eine Woche unter unvorstellbaren Strapazen durch die unwirtliche Bergwelt geschleppt hat, erreichen sie die schneefreie Zone. Jetzt haben sie zumindest eine Chance. Drei weitere Tage dauert es, bis die beiden einen Gebirgsfluss erreichen. Auf der anderen Seite steht der Hirte Sergio Catalan. Es ist zwei Tage vor Weihnachten. Das Drama im Schnee ist zu Ende, das „Wunder der Anden“ geboren. Hubschrauber der chilenischen Luftwaffe finden kurz darauf das Wrack der Fairchild und retten die 14 übrigen Überlebenden. Soldaten begraben die Toten und deren Überreste unter Steinen, das Flugzeugwrack übergießen sie mit Kerosin und zünden es an. 

 

Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/kampf-ums-ueberleben-a-948477.html